Statthalter

Der Statthalter der närrischen Freien Reichsstadt Klaa Paris

1868 wurde in Heddernheim erstmalig ein “Narrenkaiser” gekrönt, der sein närrisches Volk bis 1872 regierte. 1902 wurde erneut ein Narrenkaiser gewählt. Bis zum 1. Weltkrieg lebten die Heddernheimer Narren glücklich mit ihrem Narrenkaiser.

Davor und auch danach gab es Fastnachtsprinzen. Die Tradition der Fastnachtsprinzen wurde bis nach dem 2. Weltkrieg fortgesetzt, obwohl eine Bürgerversammlung am 12.11.1949 mit überwältigender Mehrheit die Gründung der “Närrisch-Freien Reichsstadt Klaa Paris” als Narrenrepublik beschloss.

Als dann aber die Fastnachtsvereine der Stadt Frankfurt beschlossen, dass die ganze Stadt zukünftig von nur einem gemeinsamen Prinzenpaar repräsentiert und regiert werden sollte, fügten sich auch die Narren von Heddernheim.

Es wären aber keine echten “Klaa Pariser” gewesen, wenn ihnen nicht zum Punkt “närrische Unabhängigkeit“ etwas Pfiffiges eingefallen wäre. Man besann sich auf seine Wurzeln, und zwar auf die ältesten, die man finden konnte. Heddernheim war schließlich eine römische Gründung.

Römische Provinzen hatten zu Zeiten, als Rom noch eine Weltmacht war, Statthalter. Dieses waren römische Bürger, Verwaltungsbeamte und Politiker, die in den Provinzen stellvertretend die Macht Cäsars repräsentierten. Was lag also näher, als sich – mit diesem historischen Hintergrund – für die Zeit der Fassenacht einen Statthalter zu wählen, der selbstverständlich dem historischen Vorbild gemäß, in römischer Tunika und Toga gekleidet ist.

Wie die römischen Statthalter und wie auch die späteren “Narrenkaiser” regiert ein närrischer Statthalter über einen längeren Zeitraum. Zeichen seiner Macht ist – ebenfalls historisch angelehnt – das Liktorenbündel.

Nachdem jetzt bekannt ist, wo der Begriff Statthalter seinen Ursprung hat, dürfte einer der häufigsten Fehler, den die Klaa Pariser Narren immer wieder feststellen, nun nicht mehr vorkommen. Häufig wird nämlich – sogar in Presseveröffentlichungen – vom Stadthalter geschrieben, irrtümlich angelehnt an Stadtschreiber, Stadtbüttel und ähnliches. Statthalter ist die Person, die an Stelle des Fürsten, also stattdessen die Macht ausübt. In der Fassenacht vertritt der Statthalter also “Gott Jokus”.

Die Statthalter werden von der Zuggemeinschaft Klaa Paris gewählt und ernannt. In dieser Zuggemeinschaft sind alle Heddernheimer Vereine vertreten, die sich am “Klaa Pariser Fastnachtszug” und an der Fassenacht beteiligen. Der Statthalter übt sein Amt so lange aus, wie es ihm und seinem Narrenvolk gefällt. Die bisher längste Amtszeit regierte Alfons I., bürgerlich Alfons Dresch mit 22 Jahren. Man sieht, es hat ihm und seinem Narrenvolk viel Spaß gemacht.

Der Prokurator

Dem Statthalter zur Seite steht der Prokurator. Dieses Amt wurde von Statthalter Fritz I., bürgerlich Fritz Halbleib, ersonnen. Als Fritz I. merkte, dass das Amt des Statthalters so viele närrische Pflichten beinhaltete, dass es zu heftiger Arbeit ausuferte, beschloss er, sich für diese Pflichten einen Prokurator zur Seite zu stellen: Hermann Brunner.

Der Prokurator von Alfons I. (Dresch) war Michael Robra und der Prokurator von Statthalter, Wolfgang I. war Reiner Hoffmann, in der Fassenacht weithin als Reiner Hectus bekannt (die Gründe sollen hier nicht näher erörtert werden…). Richtig ist aber, dass sich ein Statthalter ohne Prokurator, welcher den Überblick behält und auch einen Großteil der Arbeit übernimmt, seinem närrischen Volk nicht so fröhlich und unbeschwert widmen könnte.

Stücke aus der Vergangenheit der Statthalter sind im Klaa Pariser Fastnachtsmuseum zu finden.

Die StatthalterProkurator des Statthalters
1957 – 1962 Wilhelm I. – Wilhelm Wenz
1963 – 1966 Hajo I. – Dr. Hajo Seyffarth
1967 – 1976 Fritz I. – Fritz HalbleibHermann Brunner
1977 – 1997 Alfons I. – Alfons DreschMichael Robra
1998 – 2009 Wolfgang I. – Wolfgang AumüllerReiner Hoffmann
2009 Thomas I. – Thomas DreschFriedrich Schlegel